Fünftklässler fühlten sich ein in den Alltag ihrer sehbehinderten Mitschülerin. Um den Kindern die besondere Situation ihrer sehbehinderten Mitschülerin zu verdeutlichen, hatte Sonderpädagogin Angelika Klein mit der Schülerin eine Simulationsstunde vorbereitet. Mithilfe von speziell präparierten Brillen konnten die Jungen und Mädchen nachvollziehen, wie es ist, wenn man nur ein Sehvermögen von etwa 10 % hat. Sonst für sie einfache Übungen wie das Abschreiben von der Tafel, das genaue Ausschneiden von Formen oder das Fangen eines kleinen Balls erwiesen sich nun als echte Herausforderungen.


Im Verlauf der Stunde durften die Kinder Hilfsmitteln ausprobieren, die Sehbehinderten zur Verfügung stehen: Lupen, die man direkt auf einen Text legt, Monokulare für die Fernsicht und ein Tablet mit digitalen Schulbüchern. Doch selbst mit diesen Hilfsmitteln sind immer nur Ausschnitte eines Textes zu erfassen. Ein Junge stellte nach dem Absetzen der Brille fest, dass er sogar ganze Sätze übersehen hatte. Jetzt verstand er, warum das Mädchen für die Bearbeitung einer Klassenarbeit etwas mehr Zeit bekommt.

Besonders aufschlussreich war eine Übung, bei der sich jeweils zwei Kinder gegenüberstanden und versuchten, den Gesichtsausdruck des Gegenübers zu erkennen. Dies war mit den Simulations-Brillen überhaupt erst möglich, als die Kinder nur noch etwa einen Meter voneinander entfernt waren. Die Kinder konnten jetzt ganz konkret sehen, warum ihre Mitschülerin auf ein Winken von der anderen Straßenseite nicht reagiert. Sie kann sie nicht erkennen! Niemals ist dies böse Absicht. Frau Klein wies in diesem Zusammenhang auch auf die Schwierigkeit von sehbehinderten Menschen hin, die Stimmung eines anderen zu erfassen. Was Normalsichtige oft spontan im Gesicht des anderen ablesen können, fehlt Menschen mit Handicap an Information und kann die Kommunikation erschweren.

Bei einer anderen Übung durften die Fünftklässler im Treppenhaus den weißen Langstab ausprobieren. Ein Mädchen stellte fest: "Ich kann ja mit dieser Brille die Stufen gar nicht erkennen! Es sieht alles glatt aus!" Da war der Stab eine große Hilfe. Die Kinder waren zudem dankbar, dass bei der Übung zur Sicherheit ein sehender Partner an ihrer Seite war.

In der Schlussrunde zeigten sich die Zehn- bis Zwölfjährigen nachdenklich: "Jetzt verstehe ich, wie das ist“, sagte ein Mitschülern. Und ein anderer kam zu der Einsicht: „Ich bin dankbar, dass ich selber
gut sehen kann."



Tipp: Kleine Entspannungsübung für gestresste Augen

Reibe deine Hände aneinander, bis sie warm werden. Lege sie nun gewölbt über deine Augen. Genieße für eine kleine Weile die Dunkelheit und Wärme in dieser „Höhle“!