Neun Waisen auf einer Insel,
Allein auf der Welt,
Einer mehr und der Himmel fällt...
Die Insel, auf der Jinny lebt, kümmert sich gut um ihre Bewohner, aber sie hat auch ihre eigenen Regeln.
Doch was passiert, wenn man diese Regeln bricht?
Neun Kinder leben zusammen auf einer wunderschönen Insel mitten im Meer. Sie gibt ihnen alles, was man zum Leben braucht. Einmal im Jahr kommt ein grünes Boot zu der Insel und bringt ein neues Kind.
Doch dafür muss ein anderes Kind den sicheren Ort verlassen und mit dem Boot aufs Meer hinausfahren. Das Leben der neun Kinder, die in diesem Jahr auf der Insel wohnen, beschreibt Laurel Snyder in dem im Mai 2007 herausgegebenen Roman "Insel der Waisen". Er erschien im Verlag MIXTVISION.
Die Insel ist wie ein Traumland. Es gibt keine Gefahren, das Wetter ist gut, die Tiere zahm und der Wind beschützt die Kinder vor einem Sturz von den Klippen. Doch wenn das Boot kommt, muss das älteste Kind den sicheren Ort verlassen. So wie Jinnys bester Freund Deen. Obwohl Jinny den Abschied nur schwer verkraften kann, muss sie sich als die neue Älteste um das neue Mädchen kümmern, ihr Mündel Ess. Zu ihren Aufgaben gehört es, Ess die Insel zu zeigen, ihr Lesen und Schwimmen beizubringen und sie auf das Leben auf der Insel vorzubereiten. Da Ess jedoch nicht immer das möchte, was Jinny von ihr will, sind die Lektionen anstrengend. Trotzdem entsteht eine Bindung zwischen den Mädchen.
Doch es kommt, wie es kommen muss. Nach vielen Nächten kommt das grüne Boot zurück. Es bringt einen neuen Jungen und wartet darauf, dass Jinny mit ihm fortschwimmt. Jinny aber fühlt sich noch nicht bereit, ins Ungewisse aufzubrechen. Sie zieht das Boot auf den Strand und bleibt. Sie ignoriert die Regel des Reimes, den jeder auf der Insel kennt:
Neun Waisen auf einer Insel,
Allein auf der Welt,
Einer mehr und der Himmel fällt...
Und tatsächlich bekommen die Kinder langsam zu spüren, was für Auswirkungen Jinnys Handeln hat.
"Insel der Waisen" hat keine große, actionreiche Handlung. Vielmehr ist es die Charakterentwicklung Jinnys, die den Roman interessant macht. Sie hat immer mehr Konflikte mit sich selbst und handelt deswegen oft unbedacht und falsch. Trotzdem kann man ihre Taten immer nachvollziehen.
Auch die anderen Kinder sind sehr sympathisch und das Leben auf der Insel anschaulich beschrieben, wodurch es noch mitreißender ist, wenn sich nach Jinnys Regelbruch alles verändert.
Allerdings werden von den vielen Fragen, die der Roman aufgibt, viele nicht beantwortet, sodass die Geschichte ein offenes Ende hat. Das ist auf der einen Seite schade, andererseits bekommt man durch den Roman viel Stoff zum Nachdenken.