Das BlogHaus blickt nun zu Beginn des Schuljahres auf das vergangene Schuljahr zurück, denn viele schöne Dinge sind noch passiert, über die wir berichten wollen. Starten werden wir in unserer Retrotour mit der "Theaternacht", die unter dem Thema "Unsere Masken" gestartet ist. Die BlogHäuser haben sich in dieser besonderen Nacht aufgeteilt und möglichst viele Theaterstücke besucht, um euch allen einen Einblick in dieses Highlight am SGE zu bieten! Das Lob geht natürlich an die Literaturkurse unter Leitung von Herrn Ulmcke und Frau Krogull, die jedes Jahr aufs Neue die große Bühne in das kleine Eitorf holen! :)

 

In der Theaternacht 2022 des Siegtal-Gymnasiums verkörperten Schülerinnen und Schüler der Literaturkurse der Q1 verschiede Rollen in jeweils einem von insgesamt sechs Theaterstücken, deren ursprüngliche Inspiration auf das Thema “Unsere Masken” zurückzuführen ist. Allerdings fanden die einzelnen Theaterstücke nicht wie zu erwarten als unterschiedliche Aufführungen nacheinander auf ein und der selben Bühne statt: Überraschenderweise wählten die Schauspielerinnen und Schauspieler die kreative Form des Stationentheaters. Dabei fanden mehrere Theaterstücke parallel an diversen Orten auf dem Schulgelände, wie beispielsweise in der Pausenhalle und auf dem Schulhof, statt. Nachdem die Gäste der informativen Einführung durch Herrn Ulmcke beiwohnten, konnten sie sich auf die im Programmheft erläuterten Aufführungen verteilen und wurden währenddessen mit Brezeln, Laugenstangen und Kaltgetränken verpflegt. Zusätzlich gestalteten weitere Schülerinnen und Schüler der Q1 Gipsmasken zu selbstgewählten realitätsnahen oder fantasievollen Themen. Neben den Theaterstücken konnten sich die Gäste somit an den im Leonardo ausgestellten Masken erfreuen. Dank der anregenden Theaterstücke, der bewegenden Ausstellung und des herrlichen Sommerwetters entwickelte sich die Theaternacht zu einer gelungenen Veranstaltung.

  

"Tinder-Linda" (Bericht Elisabeth Schmitz Q1)


Welche Rolle Masken beim Online-Dating spielen, zeigen Lisa Radke, Maya Maucher, Carlotta Knümann und Julia Schuster in ihrem Stück “Tinder-Linda”, das im Innenhof der Schule aufgeführt wird.

Zu Beginn des Stücks stellt sich Linda vor und erklärt den Zuschauern, dass sie sich auf Tinder angemeldet hat. So möchte sie ihren Mann fürs Leben finden. Tatsächlich hat sie drei Männer entdeckt, mit denen sie sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen könnte. Weil Linda sich nicht zwischen den Männern entscheiden kann, werden an dieser Stelle die Zuschauer gefragt. Auf einem nachgebauten Tinder-Bildschirm stellen sich Lindas Kandidaten vor. Die Zuschauer dürfen nach rechts oder links zeigen, je nachdem, ob sie sich Linda und den Mann zusammen vorstellen können oder nicht. Mit der Hilfe des Publikums ist schnell ein Partner ausgewählt, mit dem Linda und ihr Hund Rolf sich treffen wollen, um ihn persönlich kennenzulernen.

Doch Linda muss sehr schnell merken, dass der erwählte Mann weder ihren Vorstellungen, noch seiner Tinder-Persönlichkeit entspricht. Nicht einmal die Steine, die Linda im Rahmen ihres Hobbys Esoterik für eine gute Stimmung zu dem Date mitgebracht hat, können sie vor den ironischen Äußerungen ihres Gesprächspartners retten. Dafür sorgt das lustige Gespräch und das Unverständnis füreinander für gute Stimmung im Publikum. Unterbrochen wird die Unterhaltung von der Kellnerin, die Getränke bringt.

“Tinder-Linda” zeigt mit viel Humor, dass man nie wissen kann, wie Menschen sich von ihrer Internetpersönlichkeit unterscheiden. Denn im Internet ist es einfach, sich hinter einer Maske zu verstecken. So hat jeder die Möglichkeit, in andere Rollen zu schlüpfen oder ein idealisiertes Bild seines Lebens zu schaffen.

Linda wird wohl noch etwas suchen müssen, bis sie ihren wahren Traummann findet. Sie und ihr Date kommen am Ende des Stücks nämlich nicht zusammen.

 

„Das Supermarkt-Fiasko“ (Bericht von Moritz Tiemann Q1)

Die Corona-Pandemie, welche die Welt nun schon seit fast zweieinhalb Jahren in einen Ausnahmezustand versetzt, hat einmal mehr die verschiedensten Gesichter unser Gesellschaft aufgezeigt. Passend zum diesjährigen Thema „Maske“ haben die Schüler*innen Ava Schorm, Ronja Schiefen, Lina Stückel sowie Luca Kremer die Bedeutung des mittlerweile ganz alltäglichen Mundschutzes reflektiert und thematisiert. Das Ergebnis? Eine sehr ansehnliche, humoristische Schauspieleinlage, gesalzen mit einer ordentlichen Prise Sozialkritik!
Der erste Blick auf die Kulisse verdeutlichte schon das Umfeld, in dem das angekündigte „Fiasko“ stattfinden sollte: Sorgsam aufgereiht standen Körbe mit allerlei Früchten nebeneinander, es wirkte friedvoll und ruhig. Allerdings nur solange bis eine Frau den Laden betritt, die ihren Mundschutz zwar trägt, die Nase jedoch weiterhin frei lässt. Eine weitere Anwesende, die im Programmheft als „Überängstliche“ betitelt wird und dies mit weißem Mantel, Mundschutz sowie Desinfektionsmittel verkörpert, betritt ebenfalls den Laden. Sie spricht die Dame mit der heruntergezogenen Maske auf ebendiese an und feuert dadurch den Startschuss für eine hitzige Diskussion. Besonders als sich eine absolute Querdenkerin dazugesellt, nimmt diese Debatte erschreckende Ausmaße an und endet schließlich in einer Essenschlacht, gegen die auch der hinzugezogene Supermarkt-Mitarbeiter nichts ausrichten kann.
Qualitativ lassen die schauspielerischen Fähigkeiten der Schüler*innen keinerlei Wünsche offen. Wut, Angst, Sorge und Aufgebrachtheit werden überzeugend gespielt, sodass sich die Zuschauer*innen die Emotionen gut vorstellen können. Einzigartig und charakteristisch für das Stück sind die Zwischensequenzen, in denen die Protagonisten ihre Gedanken äußern, während um sie herum alles „einfriert“. Als würde die Zeit angehalten bewegt sich niemand mehr und der Zuschauer erfährt anschaulich die Perspektive des Charakters. In diesen Szenen spricht der Schauspieler zum Publikum und teilt ihm seine/ihre Meinung über die Situation mit. Diese Einblicke schaffen eine bessere Nachvollziehbarkeit und sind nicht nur in ihrer schauspielerischen Leistung, sondern auch in ihrem Inhalt beispielgebend für gelungene Zuschauerintegration.

Das Schauspiel gefällt mir besonders, da trotz lustiger Szenen wie etwa der Essensschlacht oder der Perspektive des Supermarkt-Mitarbeiters, ein ernster Hintergedanke rübergebracht wird. Das Stück zeigt in vielen Aspekten die Abgründe unserer Gesellschaft auf und konfrontiert den Zuschauer sozusagen mit einem „wunden Punkt“. Die Corona-Pandemie, die damit verbundene Maskenpflicht sowie das Verhalten von Impfgegnern haben uns in den vergangenen Jahren oft tangiert und kam auch, trotz zwischenzeitlicher Hoffnung, nie vollständig zum Stehen. Darum es ist eine schlau gewählte Thematik, genau an diesem Punkt anzusetzen. Das Stück ist sehr zeitgemäß und erreicht dadurch automatisch eine emotionale Verbindung und eine unterbewusste Nachricht an das Publikum. Die Nachricht geht dabei klar hervor: Jeden Menschen betrifft dieses Thema anders und aufgrund Fehlinformationen und Unsicherheiten kristallisieren sich auch verschiedene Meinungen heraus. Diese können aber nur in einem geordneten, respektvollen Miteinander bewältigt werden, in dem sich kein Mensch für seine Ansichten fürchten muss. Nur so gelingt es, einen durch Wissenschaft und Fakten gestützten Weg aus dieser Pandemie herzustellen. Ohne, dass dabei unsere Gesellschaft zerbrechen muss.

 

„Die Last der Maske“ (Bericht von Moritz Tiemann Q1)


Während das diesjährige Thema „Masken“ von vielen Schauspieler*innen der Theaternacht metaphorisch gesehen wurde, bedienten sich die Erfinder dieses Stückes beiden Bedeutungen: In Form einer Selbsthilfegruppe, die aus den Charakteren Guy Fawkes, Batman, Scream sowie einem Neuankömmling, dem „Schweißer“ bestand, wurde dort neben der haptischen Maske auch die damit verbundene Verantwortung thematisiert. Ohje, zu Recht stellt dabei schon das Programmheft die Frage, ob dieses Aufeinandertreffen denn wirklich eine gute Idee sei. Die Antwort findet sich im Stück:
Die Kulisse gestaltete sich gemäß dem Setting „Selbsthilfegruppe“ ziemlich simpel: Raum abgedunkelt. Eine unscheinbare Schrift im Hintergrund. Vier Stühle, drei davon besetzt mit Figuren, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: Guy Fawkes, ein mutiger – oder lebensmüder? – Anarchist, der seinerzeit Anschläge auf das englische Regime verübte und dessen Maske, mittlerweile Markenzeichen der Hackerorganisation „Anonymous“, im 2005 veröffentlichten, preisgekrönten Film „V wie Vendetta“ Aufmerksamkeit erlang.
Die Horrorfigur Scream, die verschiedene Menschen in der gleichnamigen Filmserie durch Anrufe und anschließende Morde in Schrecken versetzte und dessen einzigartige Maske mit dem zum Schrei geöffneten Mund weltweit viel Verwendung bei Halloween findet, egal ob man den Film selbst gesehen hat.
Ein Schweißer mit typischer Arbeitsmontur, der als neues Mitglied der Selbsthilfegruppe um sein Leben fürchten muss, da dieses im Verlaufe des Filmes eine dramatische Wendung nehmen soll.
Und wer fällt da noch? Batman natürlich! Der jedermann bekannte Superheld, der die kleine Runde mit einem spektakulären Auftritt durch das Fenster komplettiert und zum Zeitpunkt unseres Protokolls vom Literaturlehrer Herr Ulmcke höchstpersönlich gespielt wurde, gibt sich im Stück als impulsiver Superheld, der durch seine Berufung sehr gestresst wirkt.

Während dieses Quartett sich gegenseitig, sowie das Publikum über ihre Schwierigkeiten mit dem Tragen ihrer Masken und über die Komplikationen ihrer sozialen Lage belehrt, spitzt sich die Lage zwischen dem Freiheitskämpfer Fawkes und Batman immer weiter zu, wodurch den Zuschauer*innen ein spannendes Konfliktbild zuteil kommt. Besonders als das Licht erlischt und eine Hetzjagd zwischen den beiden Charakteren losbricht, wird diese vom gebannten Publikum amüsant entgegengenommen. Weniger zu lachen ist die Szene, die sich parallel abspielt: Scream erlebt einen seiner berüchtigten Anfälle, die auch im Gespräch besprochen wurde und tötet im Blutrausch den anwesenden Schweißer. Dieser Mord, der erst einige Zeit später ans Tageslicht kommt, wird von den anderen Anwesenden mit großem Schock quittiert. Doch, und das kann man mit ziemlicher Sicherheit behaupten: Es wird sicherlich nicht der letzte gewesen sein…

 

"Der Räuberpakt" (Bericht von Nao Q1)

Auf dem Schulhof fand das Theaterstück “Der Räuberpakt” statt. Das Theaterstück handelt von einer Gruppe, bestehend aus fünf Freunden, die einen Pakt mit ihrem zukünftigen Hauptmann schließt. Gemeinsam wollen sie bis zu ihrem Tod in Freiheit als Räuberbande leben. Dabei planen sie die böhmischen Wälder zu erobern. Zur Schließung des Paktes führt der Umstand, dass der Hauptmann durch eine Intrige seines Bruders von seinem wohlhabenden Vater enterbt und aus der Familie ausgeschlossen wird. Somit steht der Wunsch, ein freier Räuber zu sein, im Vordergrund des Theaterstücks. Nachdem einige Zeit vergangen ist, bemerkt der Hauptmann, dass das Räubersein sein Bedürfnis nach Freiheit nicht befriedigt und er sich der Justiz stellen möchte. Mehrere persönliche Verluste und sein intaktes Moralempfinden spielen zudem eine Rolle beim Treffen dieser Entscheidung. Als er seinen Plan seinen Freunden mitteilt, reagieren diese wütend und verhalten sich ihrem Hauptmann gegenüber gewaltätig, denn sie benötigen ihn als anführende Kraft in der Räuberbande. Auch ohne den Zuspruch seiner Gefährten weicht der Hauptmann nicht von seiner Entscheidung ab und macht sich auf den Weg, um seine Vorstellung von Gerechtigkeit umzusetzten und sich der Justiz zu stellen. Sein Austritt aus der Räuberbande stellt die letzte Szene dar, was seine Überzeugung besonders ausdrucksstark und unangefochten wirken lässt. Weiterführend unterstreicht sein Austritt seine Autorität; er ist in seinem Handeln nicht auf sie angewiesen, wie sie auf ihn angewiesen sind. Allgemein wird seine Autorität im gesamten Räuberalltag deutlich: Am Lagerfeuer wird ihm bei seiner Rückkehr von einem Raubzug Rum angeboten. Anschließend wird ihm zugehört, auch weil er sich in besonders gehobener Sprache ausdrückt. Die gehobene und alte Wortwahl lässt das Theaterstück im Zusammenspiel mit den Requisiten (imitiertes Feuer, der Rumflasche und rostige Becher) und der kehrtwendenden Handlung authentisch, mystisch und fesselnd wirken, sodass es sich lohnt das Theaterstück auf seine Sinne wirken zu lassen.