In unserer neuen Rubrik "Ein Leben mit..." befassen wir uns absofort mit den vielen Facetten unserer aller Leben. Alle Menschen haben eine Geschichte, ein Erlebnis, eine Besonderheit, Schicksalschläge, die sie alle besonders machen. Diesen Menschen wollen wir den Raum bieten, ihre Geschichte zu erzählen, damit wir uns alle besser kennenleren und vor allem sehen, dass wir viele Aspekte garnicht wahrnehmen, die andere belasten oder besonders machen, daher sollten wir uns alle besser zuhören und aufeinander eingehen.
Aus aktuellem Anlass bot sich unserer Rubrik Chefin Katharina Krieger (EP) die Möglichkeit, mit einem jungen Russen aus Russland ein Interview zu führen, wie er die momentane Lage und sein Leben mit Krieg wahrnimmt, daher wollen wir diesen Artikel als ersten der neuen Rubrik veröffentlichen.
TW: Gewallt, Krieg
Hey alle zusammen,
In dem heutigen Interview geht es um ein sehr aktuelles und trauriges Thema. Ich habe mich mit einer russischen Person, die auch in Russland lebt, ausgetauscht und ihm ein paar Fragen gestellt, wie er die aktuelle Lage des Ukraine Krieges sieht. Ich werde in diesem Artikel seinen Namen nicht nennen, da in Russland diese Meinung verboten ist und bestraft wird.
Meine erste Frage an ihn war, wie ihn die aktuelle Lage betrifft. Er erzählte mir, dass er sehr besorgt sei. Die Armee seines Landes greift friedliche Städte an. Sanktionen haben die russische Wirtschaft zerstört und seine Träume und Pläne wurden innerhalb eines Tages zerstört.
Ich fragte ihn auch, was er von der Lage aktuell hält. Putin glaubt an Propaganda, die er selbst erschafft. Putin glaubt daran, dass es Nazis in der Ukraine gibt. Er selbst hält den Krieg für inakzeptabel. Es tut ihm weh zu sehen und hören, was gerade durch Putin passiert. Es ist für ihn allerdings auch wichtig zu verstehen, dass Putin nicht nur die Ukraine, sondern auch die Zukunft Russlands innerhalb von kürzester Zeit zerstört.
Danach fragte ich ihn, wie er den Tag des Einmarsches empfunden hat. Der Morgen des 24.März war für ihn erstmal gewöhnlich, bis er auf dein Telefon schaute. Er hat sich mehrere Stunden ununterbrochen die Nachrichten angeschaut, um zu verfolgen, was gerade los ist. Er konnte es kaum glauben, dass dies die Realität ist. Abends ging er in die Innenstadt, um zu protestieren. Es waren sehr viele Leute und auch Polizisten dort. Er musste mehrmals vor den Polizisten weglaufen, um nicht geschlagen zu werden.
Er berichtet auf seinem Instagram Account über die Situation in Russland, es wird jeden Tag jedoch gefährlicher. Mittlerweile kann man bis zu fünf Jahre ins Gefängnis kommen, wenn man auf einem Protest, gegen den Krieg ist.
Putin hat mitten in Europa einen ,,sinnlosen Krieg” angefangen und damit tausende Menschen getötet. Es schmerz zu wissen, dass das Militär seines Landes Menschen tötet. Es ist unerträglich.
Er versucht jetzt nichtmehr die Nachrichten zu lesen und auf seine Art und Weise damit fertig zu werden. Der Krieg hat ein Teil seines Lebens zerstört. Viele seiner Freunde sind aus Russland raus, er möchte mit, kann aber noch nicht.
Auch abseits vom Krieg wollte ich wissen, wie der Alltag eines russischen Menschen ist und fragte nach dem russischen Schulsystem. Er antwortete, dass es sich kaum seit dem 20. Jahrhundert verändert hat. Die Schüler sind gezwungen, viele Informationen auswendig zu lernen, obwohl sie im Internet zu finden sind, jedoch wird ihnen gleichzeitig nicht beigebracht, wie man richtig Informationen sucht, Quellen prüft, Steuern berechnet oder das Familienbudget prüft. Es wird auch wenig gegen Mobbing getan. Allgemein ist das Bildungssysthem gut, muss aber dem 21. Jahrhundert angepasst werden.
Mein Fazit:
Ich finde es supermutig von ihm mit mir darüber zu reden. Gleichzeitig bedrückt es mich, dass er und Millionen andere dies durchmachen müssen.
Wir müssen alle zusammen hallten und nicht die Hoffnung verlieren.