„Kein Stern will vor. Die ganze Welt ist nur ein enger nachtumschichteter Minengang.“
So hat Ernst Stadler 1913 die Fahrt über die Hohenzollernbrücke in seinem Gedicht „Fahrt über die Kölner Rheinbrücke bei Nacht“ beschrieben. Mit diesem Gedicht begann die Exkursion des Deutsch-Leistungskurses von Herrn Panknin am 28.05.2015 zum Thema „Expressionismus“ in das Museum Ludwig nach Köln. Der Deutschkurs hat dieses Gedicht während der Zugfahrt über die Kölner Rheinbrücke gelesen, wodurch sich alle schon mal auf den kommenden Tag einstimmen konnten.
Nach einer kleinen Frühstückspause ging es auch schon ins Museum Ludwig, wo das Hauptaugenmerk auf den Bildern der Sammlung Haubrichs lag. Die Aufgabe des Kurses bestand darin, sich drei Bilder auszusuchen, die einen besonders ansprechen. Die Gemälde des Expressionismus waren geprägt von Abstraktion und Chaos, und die Aufgabe fiel schwerer, als man gedacht hätte. Manche sprachen einen kaum an, andere hingegen öffneten einem das Tor zum Expressionismus. Wir unterhielten uns auch noch auf der Heimfahrt über die Eindrücke, welche ein solches Gemälde hinterlassen hat.
Für den letzten Teil der Exkursion ging der Kurs zum Rhein und widmete sich wieder der Lyrik. Es galt entweder das Gedicht „Schöne Jugend“ von Gottfried Benn vorzubereiten und vorzutragen oder selbst ein expressionistisches Gedicht zu verfassen. Dabei kam es darauf an, dass die Schüler das Gesehene in ihrer subjektiven Sicht ausdrücken und die Abstraktion, die kennzeichnend für den Expressionismus war, herausstellten. Abschließend wurden alle Ergebnisse vorgetragen bzw. zusammengetragen und noch einmal gemeinsam reflektiert.
Unsere Exkursion nach Köln war sehr eindrucksvoll und setzte der Lyrik von Benn, Hoddis und Heym, welche wir im Kurs lange betrachtet und erarbeitet haben, sozusagen die Krone auf. Man konnte viele Aspekte der lyrischen Werke in den Gemälden wiedererkennen. Summa Summarum kann man die Ausstellung des Expressionismus jedem empfehlen; es ist die Reise durchs Museum wirklich wert.
Melanie Rutkowski und Jessica Oestereich
Hier noch einige der Beispiele der expressionistischen Gedichte, die wir auf der Exkursion verfasst haben:
Anna Maurer: Das Getriebe
Wie ein Getriebe. Hochkomplex.
Der Motor startet, die Maschine brummt.
Die Zahnräder greifen ineinander.
Dampf steigt auf, hüllt die Umgebung in Nebel.
Ein Kiesel fängt sich im Getriebe, verhakt sich, klemmt.
Der Motor überhitzt. Ein Knall.
Der Nebel lichtet sich über dem Schutt.
Stille.
Simona Salamena: Die grüne Stadt
Laute Rufe in die dunkle Halle
Schallen von riesenhaften Dächern.
Münder, Augen, Nasen vollgestopft mit Haaren.
Laute fremder Länder an gleicher Stelle
Unterbrechen leise Fahrten von lauten Monstern.
Blitze und Lachen für kurzen Moment
An langweilig spannenden Orten.
Schnelles Klingeln vorbei an qualmenden Bänken
Reihe an Reihe voll mit einsamen Alten.
Graue Trennwand ist unnütz
Mit grauen Stöcken bestückt,
Mit rasenden Schädlingen besetzt.
Zwischen dem Grau,
trotzt jedoch immer mehr Grün.
Jessica Oestereich: Stadtleben
Ein grauer Fluss aus Stein.
Unwissenheit, wo ihr Beginn und Ende ist.
Farbkleckse ziehen vorbei.
Orange und rot, vereint, Arm in Arm, Blau und Grün denken sich ihren Teil.
Man hört ihre Melodie. Der Kirchturm setzt ein, singt mit Tauben im Kanon. Ein Dampfer: Der Schluss.
Grün auf Stein, Metall. Die Natur bahnt sich den Weg in ihr.
Die Farben gehen unter, das Zwielicht tritt hervor, ihre dunkle Seite.