Ein Drittel unserer Spendengelder vom Sponsorenlauf 2016 haben wir auf den weiten Weg nach Indien geschickt, an die Jump Start Skill Foundation in Vadodara. Jump Start ist eine NGO (Nichtregierungsorganisation) die versucht, jungen Frauen aus ärmeren Schichten eine andere Perspektive zu geben: Statt zu putzen oder zu nähen, wollen sie den Frauen helfen, eine besser bezahlte Arbeitsstelle zu bekommen.
Für drei Monate werden die Kandidatinnen im Center der NGO in Buchhaltung, Computer, Englisch, äußeres Erscheinungsbild und Auftreten, Unternehmensgründung, Verwaltung und Führung unterrichtet. Dann bekommen die Frauen ihr erstes Einstellungsgespräch vermittelt. Bei den Jobs handelt es sich um Rezeptionsstellen, Verkaufspersonal, einfache Bürojobs und Anwalts- und Buchhaltungs-Gehilfen.
Mit den Spendengeldern vom Sponsorenlauf 2016 unterstützen wir diese Ausbildung: Von dem Geld wurden zum Beispiel neue Lautsprecher, Computertastaturen, Mäuse, Mousepads und ein Projektor-Screen angeschafft.
Eine ehemalige Schülerin des SGEs, Svenja Philipps, arbeitet seit September 2016 bei Jump Start als Freiwillige und berichtet aus ihrem Alltag:
Wenn ich morgens um kurz nach zehn in das Jump Start-Center in der Innenstadt Vadodaras komme, herrscht schon geschäftiges Treiben. Im Klassenzimmer erklärt Zonal Ma’am dreißig jungen Frauen, wie man richtig Hände schüttelt, um einen selbstbewussten und kompetenten Eindruck zu machen. Gleich geht es zum Üben auf die Terrasse, denn Hände schütteln soll gekonnt sein, ist aber zwischen Indern eher unüblich.
Ich setze mich im Computerraum unter den Ventilator (wir haben 35°C). Shabani reicht mir einen Stapel benoteter Arbeiten und ich mache mir einen Überblick über meine Aufgaben für den Tag: Noten eintragen, Feedback-Fragebögen für meine Kollegen erstellen, Unterricht vorbereiten und zu guter Letzt unterrichten.
Nicht lange, und der Hunger meldet sich. Etwa 200m von unserer Arbeitsstelle finden sich unter einem großen Baum eine Art hinduistischer Tempel und ein Essensstand. Meine Mitfreiwillige Marina und ich sind nicht die einzigen, die hier zu Mittag essen; die Plastik- und Metallhocker sind alle besetzt. Für 30 Rupien (gut 40 Cent) kriegen wir ein Thalia: Reis, Samba, Sabris, Rota, rohe Zwiebeln und einen Becher Buttermilch. Die Leute dort kennen uns inzwischen, und wenn wir doch mal ein paar Rupien zu wenig dabeihaben, können wir beim nächsten Mal bezahlen.
Zurück bei Jump Start, habe ich eine neue E-Mail: Meine Direktorin möchte auf den neusten Stand der Arbeitsverträge gebracht werden. Shabani und ich sollen ihr also berichten, wie viele unserer Schülerinnen in den letzten Wochen Beschäftigungsverhältnisse eingegangen sind und wie viele von ihnen schon ihre Verträge unterschrieben haben.
Dann bereite ich den Unterricht vor: Die meisten unserer Schülerinnen haben noch nie einen Computer benutzt, bevor sie zu uns gekommen sind. Wir müssen ihnen alle Fähigkeiten vermitteln, die sie im Beruf brauchen können. Heute geht es um Windows.
Meine 15 Schülerinnen und ich gehen in den Projektor-Raum, wo die Inhalte zuerst theoretisch an Hand von Präsentation und Handout erarbeitet werden, während Marina mit der anderen Hälfte der Klasse an den Computern arbeitet. Nach einer Stunde wird getauscht, jetzt dürfen auch meine Schülerinnen an die Computer. Schon das Einloggen bereitet manchen noch Probleme.
Aber je mehr die Mädchen selbst machen und selbst herausfinden, desto besser ist ihr Verständnis für den Computer, und natürlich soll es auch Spaß machen. Am Ende der Stunde bieten die Bildschirme sehr unterschiedliche Bilder, manche bestehen nur aus schwarzen Linien, andere Schülerinnen haben schon mit verschiedensten Farben und Tools gespielt.
Die Mädchen fahren ihre Computer runter, packen ihre Sache zusammen und verabschieden sich mit einem „Thank You Ma’am“, „Goodbye Ma’am“ oder „See you tomorrow Ma’am“. Marina und ich freuen uns auf dem Weg zur Rikscha, wie gut der Unterricht heute geklappt hat.